Flashmob kritischer Masse
Radfahrer erobern die Straßen


von Nina Menken, Studentin der Politikwissenschaft und Geschichte


Fahrrad fahren in Wuppertal? So richtig vorstellen kann man sich das bei der bergigen Landschaft der Stadt nicht. Die Nordbahntrasse ist eine attraktive Ausweichmöglichkeit, aber im Stadtverkehr mit mehrspurigen Hauptverkehrsstraßen kommt bei Einzelkämpfern keine Freude auf. Genau das möchten die Unterstützer von Critical Mass ändern. Jeden ersten Freitag im Monat treffen sich Fahrradbegeisterte um 19 Uhr an der Schwebebahnhaltestelle Kluse, um gemeinsam mit dem Rad die Straßen Wuppertals zu erobern. Kommen kann jeder, der ein verkehrstaugliches Fahrrad besitzt. Critical Mass ist keine Organisation, die zentral geleitet wird, sondern folgt vielmehr dem Prinzip eines Flashmobs, der von einem Initiator angekündigt wird und bei dem jeder mitmachen kann. Ziel der Bewegung ist es, auf Fahrradfahrer als Verkehrsteilnehmer aufmerksam zu machen.


Fahrrad

Hervorgegangen ist die weltweite Critical Mass-Bewegung aus einerersten Aktion, die 1992 in San Francisco stattfand. Schon damals traf sich eine Gruppe von Fahrradfahrern, um gemeinsam in der kalifornischen Stadt auf die Missstände im Straßenverkehr aufmerksam zu machen. Genau 20 Jahre später, im Mai 2012, fand die erste Fahrt in Wuppertal statt, diejenige Stadt, die wegen ihrer topografischen Ähnlichkeit oft als „kleines San Francisco“ bezeichnet wird. Damals nahmen 24 Fahrer an der Aktion teil, im Juni 2015 waren es stolze 500 – ein Beleg dafür, wie wichtig das Fahrrad vielen Wuppertalern als Verkehrsmittel wieder geworden ist.

Ziel von Critical Mass ist, sich als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer Terrain zurückzuerobern. Weil eine Gruppe ab 15 Radfahrern laut Straßenverkehrsordnung als ein eigenes Fahrzeug gilt, kann die Gruppe von bis zu 500 Fahrern geschlossen grüne Ampelphasen und Kreuzungen passieren, was die Gemüter anderer Verkehrsteilnehmer leicht erhitzen kann.

Die Routen der Critical Mass, die sich einmal monatlich in Bewegung setzt, sind immer unterschiedlich. Mal führen sie von Elberfeld nach Oberbarmen oder Langerfeld, ein anderes Mal vom Kluser Platz nach Barmen mit Rückweg über die Nordbahntrasse. Das Fahren in der Kolonne bietet Alleinradlern ein neues Fahrgefühl und eine besondere Atmosphäre, demonstriert Stärke und Zusammengehörigkeit. Denn wann, wenn nicht als Critical Mass, wird man als Radfahrer nicht einfach an den Rand gedrängt, sondern kann einen kompletten Fahrstreifen ausnutzen? Also ab aufs Rad!

Mehr dazu im Talradler-Blog und auf Facebook-Auftritt von Critical Mass Wuppertal